“Ich wurde noch nie so liebevoll umsorgt”
Diese schöne Rückmeldung haben die Mitarbeitenden des Hospizes in Celle von einer Gästin bekommen. Davon berichteten Sozialpädagogin Birthe Scott und die Ehrenamtliche Cordula Siebert bei ihrem Besuch der Religionsschüler*innen des 10. Jahrgangs des Gymnasiums Unter den Eichen am 11. Dezember 2025. Denn im Hospiz verwöhnen die zahlreichen Mitarbeitenden ihre Gäste mit Zuwendung, Berührungen wie das Einreiben von Hautöl und ganz viel Zeit. Das Hospizhaus in einem Wohngebiet in Celle hat zehn Zimmer für seine Gäste und ein Besucherzimmer zum Übernachten. Das Hospizteam umfasst sechs Palliativmediziner, Pflegekräfte, eine Sozialarbeiterin, einen Seelsorger und eine Vielzahl an Ehrenamtlichen, die den Sterbenden jeden Wunsch, sei es z.B. ein Besuch im Landgestüt Celle oder des kleinen Festes im großen Garten, schnellstmöglich in Zusammenarbeit mit dem „Wünsche-Wagen“ erfüllen.

In dem heimeligen Hospizhaus ist niemand allein. In der Mitte gibt es einen großen Esstisch, an dem man mit den anderen essen kann, wenn man möchte. Alle richten sich aber nach den Bedürfnissen der Gäste, die ihre Mahlzeiten zu selbst gewählten Zeiten einnehmen. Die Gäste bekommen keinerlei Einschränkungen beim Essen und beim Trinken. Die Zimmer werden individuell gestaltet. Manchmal freunden sich Gäste untereinander an.
Zugehörige dürfen jederzeit kommen und zu Weihnachten gehen viele Gäste tagsüber zu ihren Familien.
Wenn ein Arzt die Notwendigkeit der Unterbringung in einem Hospiz bescheinigt, wird aufgrund der Symptomlast und der bereits vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Unterstützung entschieden, wer wann einen Platz erhält. Hospize sind nicht an ihr Einzugsgebiet gebunden. So können Sterbende aus ganz Deutschland nach Celle kommen, wenn z.B. ihre Verwandten hier wohnen. Frau Scott wies auf die Notwendigkeit einer Patientenverfügung bei der Aufnahme hin und riet auch den Schüler*innen, sich schon frühzeitig darüber Gedanken zu machen und eine zu verfassen. Im letzten Jahr gab es im Hospiz Celle einerseits ausnahmsweise vier Auszüge, da sich die jeweilige Krankheit stabilisiert hatte, andererseits starben hier 280 Gäste. Wenn ein Gast stirbt, wird das mit einer Tonfigur vor der Zimmertür angezeigt. Im Zimmer wird ein Fenster geöffnet, damit die Seele entweichen kann. Ansonsten wird sich auch im Todesfall ganz nach den Wünschen des Gastes und seiner Zugehörigen gerichtet. Wenn der Bestatter den/die Verstorbene/n abholt, begleiten ihn bzw. sie alle, die gerade im Hospiz arbeiten. Frau Scott und Frau Siebert sagten, dass sie ihre Arbeit nur unter Wahrung einer professionellen Distanz leisten können, auch wenn Frau Siebert versucht, zur Beerdigung der Person, die sie zuletzt ambulant begleitet hat, zu gehen. Momentan begleitet sie ein Geschwisterkind eines tödlich erkrankten Kindes. Das Geschwisterkind freut sich, endlich einmal jemand nur für sich zu haben. Ambulant begleitet das Hospiz in Celle viele Sterbende und ihre Angehörigen.
Viermal im Jahr gibt es eine Supervision zur psychologischen Entlastung der Mitarbeitenden. Regelmäßig werden Ehrenamtliche in 120 Unterrichtseinheiten auf die Sterbebegleitung vorbereitet, in denen sie sich mit ihrer eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen, ihre Kommunikation trainieren und lernen, sich zu verabschieden. Letzteres ist für Frau Siebert besonders wichtig, da sie das als 17jährige bei ihrem Opa nicht durfte, weil ihr Eltern meinten, sie solle ihn so in Erinnerung behalten, wie er war. Doch sich nicht zu verabschieden, sei grundsätzlich falsch, weil man das sonst ein Leben lang vermisse.
Für Frau Scott und Frau Siebert gehört Sterben einfach zum Leben dazu. Beide leben gelassener und bewusster, genießen jeden Augenblick und haben keine Angst mehr vor dem Sterben. Im Hospiz in Celle wurden auch der Bruder von Frau Siebert und die Oma von Frau Scott begleitet, was beide als sehr schön empfanden.
Auf die Frage, wie sie zum Wunsch auf assistierten Suizid stehen, antwortete Sozialarbeiterin Scott, wenn man mit den Sterbenden spricht, erfährt man, dass sie nur keinem zur Last fallen wollten. Diese Sorge werde mit der Zusicherung, dass man im Hospiz gerne für sämtliche Belange der Gäste da ist, genommen. Im Hospiz wird bis zum letzten Atemzug gelebt!
Einige Zeit vor dem Tod wird weder gegessen noch gesprochen. Die meisten können ihr Leben loslassen, wenn alles geregelt ist. Sie sterben oft, wenn sie für einen Augenblick allein sind. Ein Sterbender sagte kurz vor dem Tod zu Frau Scott: „Ich bekomme noch Besuch.“
Zur Frage der Trauerbegleitung erklärte Frau Scott, dass es einen Gesprächskreis gibt, der für alle Trauernden – auch von nicht im Hospiz Verstorbenen – offen ist. Außerdem gibt es ein Trauer-Café und „Trauer in Bewegung“, wo man zusammen spazieren geht. Frau Siebert begleitet die gerade eröffnete zweite Kinder-Trauergruppe für Kinder, die ein Elternteil oder ein Geschwisterkind verloren haben.
Die Zehntklässler*innen waren von den lebhaften Erzählungen über den Alltag der Hospizarbeit und der fröhlichen Ausstrahlung der Referentinnen sehr angetan.


