Gymnasium Unter den Eichen Uetze

Gymnasium Unter den Eichen Uetze

"Miteinander leben und lernen in Geborgenheit und Überschaubarkeit"

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Der Reli-Prüfungskurs trifft Judit

Um das aktuelle jüdische Leben in Deutschland aus erster Hand kennenzulernen, hat sich Marion Arth, welche den Prüfungskurs Religion am Gymnasium Unter den Eichen leitet, an „Meet a jew“ gewandt. Unter dem Motto „Miteinander statt übereinander reden!“ vermittelt der Zentralrat der Juden ehrenamtliche jüdische Jugendliche und Erwachsene, um Antisemitismus und Vorurteilen entgegenzuwirken und zu zeigen, dass Juden und Jüdinnen auch nur ganz normale Menschen sind.

Nach Uetze kam am 27. Februar 2024 Judit, welche zuerst einen Überblick über ihr Leben gab. Sie ist die Tochter eines ev.-luth. Vaters und einer jüdischen Mutter, welche aus Israel stammt. Ihre Eltern überließen ihr die Wahl einer Religion. Mit der Kirche verbindet sie stimmungsvolle Osternacht-Gottesdienste, aber u.a. die fröhlichen Feiern überzeugten sie vom Judentum, sodass sie mit zehn Jahren Hebräisch lernte und mit zwölf Jahren ihre Bat Mitzwa feierte sowie an Machanot teilnahm. Da sie auch selber aus der Tora im Gottesdienst vortragen möchte, entschied sie sich für die liberale jüdische Gemeinde, wo sie auch Jugendleiterin wurde. Sie leitete die Gruppe „Jung und Jüdisch“ für 18- bis 35jährige in Hannover, um die jüdische Kultur „von Generation zu Generation“ weiterzugeben. Des Weiteren arbeitete sie mit dem Haus der Religionen in Hannover und schreibt für die jüdische Rundschau. Seit sie 17 ist, ist sie Mitglied der Chewra Kadischa, welche die Toten rituell wäscht und auf die Beerdigung vorbereitet. Darüber referiert sie auch. Sie war Altenpflegerin im jüdischen Seniorenheim.

Judit brachte allerhand Anschauungsmaterial mit wie zwei wunderschöne Tallit, dessen Schaufäden im Todesfall abgeschnitten und extra beerdigt werden. Der / die Verstorbene wird im Tallit (Gebetsschal, nun ohne seine Schaufäden) beerdigt.

Auf die Frage, was für sie typisch jüdisch ist, antwortete sie gefillte Fisch.

Die Schülerinnen und Schüler waren erschüttert zu hören, dass Judit während ihrer Schulzeit in der Region Hannover sowohl von Mitschüler*innen als auch von Lehrkräften am meisten Antisemitismus erfahren hatte. Ihr Bruder wurde sogar körperlich angegriffen, was bei ihm dazu führte, dass er mit dem Jude-Sein nichts mehr zu tun haben will.

Judit hingegen trug auch in der Öffentlichkeit eine Kippa, was sie als Frau zu einem besonderen Foto-Objekt machte. Seit dem brutalen Angriff der Hamas am 07. Oktober, welcher ein Schabbat und der Feiertag Simchat Tora war, jedoch traut sie sich sogar nicht mehr ihre Davidsternkette zu tragen wegen pro-palästinensischer Demonstrationen in Hannover. Sie hatte aufgrund ihrer Flüchtlingsarbeit palästinensische Freunde, welche sie nun ebenso verlor wie Freunde bei der Antifa, mit denen sie früher Demos gegen rechts organisiert hatte. Ihre Cousins und Cousinen in Israel wurden in die Armee eingezogen. Auf ihrem Handy hat Judit eine Warn-App, welche immer aufheult, wenn Raketen auf Israel fliegen. Momentan geht ihr Alarm ständig an.

Bei ihrem Besuch am Gymnasium Uetze trug Judit zum ersten Mal seit dem 7. Oktober wieder ihre Davidsternkette. Sie freute sich über den offenen und freundlichen Empfang. Die Schülerinnen und Schüler waren ebenso angetan von ihrer Art, bei der man sich nicht scheute, Fragen zu stellen.

Als nächstes schaut Judit erwartungsvoll auf ihr geliebtes Purim-Fest, für das sie schon ihre Verkleidung hat.

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